Patricia Murawski – Alumni erzählen ihre Geschichte

Patricia Murawski malt sogenannte „Bang-Paintings“, eine Form des Action-Paintings. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht etwa mit Pinseln, sondern mit den Haaren der Künstlerin gemalt werden.

Zur Feier ihres zehnjährigen „Bang-Painting“ Jubiläums führte Patricia Murawski vom 16.01. bis am 17.12. 2020 eine Outdoor-Studio Reihe durch. Insgesamt bestand diese aus 13 Performances, an jedem 3. Donnerstag des Monats, die im öffentlichen Raum Basel stattfanden. Mittlerweile ist die Reihe beendet und sie arbeitet an deren Dokumentation.

Ich besuchte Patricia bei ihrem letzten Outdoor-Studio am 17.12.2020 im Solitude-Park. Passend für das 13. Outdoor-Studio begann die Performance um 13:13 Uhr. Die Zeit wählte Patricia bewusst, da eine halbe Stunde später, wenn alle Bilder bemalt waren, die Zeit mit ihrer Geburtszeit übereinstimmte. Das war der Abschluss der Outdoor-Studios und für sie zugleich eine Art Wiedergeburt und ein Neuanfang.

Video_Outdoorstudio13

Als ich sie im Park traf, legte sie die Leinwände auf dem Boden aus und ordnete sie zu einem runden Aufbau an. Die Leinwände hatte sie schon zuvor vorbereitet. Dahinter steckt mehr, als im ersten Moment anzunehmen war. Patricia erzählte, dass sie bereits beim Bauen der Leinwand-Rahmen gewusst hatte, welches Bild später darauf entstehen sollte. Beim Bespannen des Rahmens rief sie eine Energie oder Emotion auf und bot dieser Platz auf der Leinwand. Vieles in ihrer Kunst hat mit Spiritualität und Vorsehung zu tun. Sie selbst bekannte sich erst im letzten Jahr dazu und entwickelte sich dadurch in ihrem künstlerischen Schaffen bedeutend weiter.

Sie behandelte Themen, die sie im Moment beschäftigen. Das Outdoor-Studio vom 17.12. war der Weiblichkeit gewidmet. Zuvorderst im Aufbau, mit einer zentralen Rolle, war der «Purple Moon» zu sehen, welcher die Weiblichkeit versinnbildlichte. Acht kreisförmig angeordneten Leinwände stellten die verschiedenen Energien und Emotionen dar, mit denen die jeweilige Leinwand behaftet war. So war z.B. eine der Liebe, eine der Selbstbestimmung, oder eine der Magie gewidmet. Sie umgaben die kleinen «Sternenkinder», die geradezu aus der Mitte hervorleuchteten.

Nachdem sie den Livestream auf ihren social Media Kanälen eingerichtet hatte, legte Patricia direkt los und färbte, ohne zu zögern, ihr helles Haar schwarz. Kniend und stehend schlug, tupfte und strich sie immer wieder mit ihren Haaren über die Leinwände. «Früher sah das Ganze noch viel wilder aus», meinte sie am Ende dazu. Für mich wirkte das bereits wild genug, wenn man bedenkt, dass sie eine halbe Stunde lang ihr Haar durch die Luft schwang. Für ihre letzte Performance hatte Patricia nebst der üblichen schwarzen Farbe zum ersten Mal auch silberne Farbe mitgebracht, mit der sie einzelne Bilder verfeinerte.

«Auch nach 10 Jahren der Haarmalerei bringt jedes Bild neue Erkenntnisse
und ein Ende ist nicht absehbar.»

Das «Bang-Painting» ist für Patricia eine Methode Dampf abzulassen. Sie erzählte, dass ihre Kunst viel mit Energie und Emotion zutun hat. So ist das Vorbereiten der Leinwände der Moment, in dem sie in sich geht und die Gefühle, die sich auf der Leinwand niedergelassen haben, ergründet. Beim «Bang-Painting» kommt dann der Moment, in dem sie aus sich herausbricht und all den Emotionen und der Energie freien Lauf lässt.

Nach dem Malen wäscht Patricia ihre Haare gründlich aus und transportiert anschliessend ihre Bilder zum Trocknen fort. Ihre Bilder müssen sich nach dem Malen erst noch entwickeln. Das heißt, vom Nassen, bis zum angetrockneten Zustand, veränderte sich noch einiges. Seine finale Erscheinung erreichte es erst nach etwa einem Tag.
Das Outdoorstudio war für Patricia eine gute Gelegenheit sich in ihrem Schaffen weiterzuentwickeln.

„Schon von Anfang an war mir klar, dass mein Weg Bilder zu erschaffen der ist, sie in einem Absichts-und Wertefreiem Zustand zu malen. Dass ich trainieren muss diesen Zustand zu halten und mit der Zeit immer besser darin zu werden, ist eine andere Sache. Es ist ein Ringen mit mir, wenn ich Bilder male. Ich muss sie durchlassen, ohne dem im Weg zu stehen. Das meistere ich immer besser.“

Mehr von Patricia Murawski ist auf ihrer Webseite zu finden.

Annika Berger
annika.berger@students.fhnw.ch